Für die jungen Luchse gibt es bereits zahlreiche Anfragen von anderen Zoos
Anfang Mai erwartete Tierpflegerin Natalie Wien eine Überraschung: plötzliches Pelzball-Gewusel in der Luchs-Wurfhöhle. Zwei kleine Pinselöhrchen hat Raubkatze Marie im Tierpark Niederfischbach zur Welt gebracht.
Freude und Erleichterung sind riesig beim Dorfzoo-Team. Die Welpen sind gesund und Marie, die zum ersten Mal Nachwuchs hat, kümmert sich bestens.
Im September vergangenen Jahres war Luchsmännchen Fritz neu im Kesselbachtal eingezogen (die SZ berichtete). Und schon damals unterstrich Peter Merzhäuser, Vorsitzender des Tierpark-Trägervereins: „Wir möchten schon irgendwann kleine Luchse haben.“
Schon die erste Zeit ließ darauf hoffen, dass der Traum wahr werden könnte. Nach dem Kennenlernen am „Schnuppergitter“ wurden Fritz und Marie zusammengelassen und kamen gleich gut miteinander aus. Und dann hat Fritz offenkundig auch das getan, was er tun sollte.
Eine Paarung hat keiner der Tierpfleger beobachtet und dass sie trächtig ist, hat man Marie auch nicht angesehen – umso größer die Freude, als dann die „Mai-Kätzchen“ der etwas größeren Art da waren.
Sobald abends der Laden schließt, kommt sie mit den Kätzchen raus.
Peter Merzhäuser – Vorsitzender Tierpark-Verein
Dass der Tierpark die Neuigkeit erst jetzt öffentlich macht, hat seine Gründe. Unter anderem, dass bei erstgebärenden Raubkatzen eben nicht immer alles so problemlos läuft, wie jetzt in Niederfischbach. Aber wie erwähnt, Marie ist eine fürsorgliche Mutter – und eine „supervorsichtige“, wie Merzhäuser am Mittwoch erzählt.
Ist in der Nähe des Luchsgeheges nur etwas Aufregung oder steigt der Lärmpegel etwas an, packt Marie die Jungen und trägt sie zurück in die Wurfbox. Auch beim SZ-Besuch ließen sich Luchsweibchen und Nachwuchs nicht blicken. Aber ganz katzentypisch hat Marie auch eine gute innere Uhr: „Sobald abends der Laden schließt, kommt sie mit den Kätzchen raus“, berichtet Merzhäuser. Dann bewegt sich der Nachwuchs, dessen Geschlecht übrigens noch nicht bekannt ist, schon ganz munter durch das Vorgehege.
Um Störungen zu vermeiden war in den vergangenen Wochen der Weg vor dem Luchsgehege für Besucher gesperrt, aber langsam und behutsam soll die Katzenfamilie an Besucher gewöhnt werden. Kleine Gruppen sollen unter Aufsicht zum Gehege vorgelassen und die Zahl der Personen dann nach und nach gesteigert werden.
Jetzt sind die jungen Eurasischen Luchse ziemlich genau vier Wochen alt, im Alter von acht Wochen werden sie gechipt und geimpft. Dafür kommt Olaf Behlert, ehemaliger Zootierarzt des Zoos Köln, aus der Domstadt nach Niederfischbach. Auch die Elterntiere werden dann mitgeimpft.
Dauerhaft im Tierpark bleiben werden die zwei Pinselöhrchen allerdings nicht. Viele Zoos sind derzeit auf der Suche nach Luchsen und die Nachricht vom Nachwuchs im Kesselbachtal hat in der Zoowelt rasant die Runde gemacht. „Von den zwei hätten wir schon acht abgeben können“, kommentiert Merzhäuser die Nachfragen. Wohin die beiden jungen Luchse kommen, werde sich wahrscheinlich relativ zeitnah entscheiden. Noch aber bleiben sie natürlich Mutter Marie und den Tierpark-Besuchern erhalten. Vermutlich im Februar geht es dann für sie auf große Reise.
Quelle/Autor: Nadine Buderath – Siegener Zeitung