Große Notzeiten

Der dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) und die Pest. Niederfischbach war durch den 30-jährigen Krieg erst ab 1623 betroffen, als das Regiment des Grafen Adolf Holstein in der Grafschaft Freusburg zum Winterquartier einzog. Darüber heißt es in einer Urkunde: „Dieses undisziplinierte Volk ist an die fünf Monate lang in den Orten liegen geblieben, ohne ordinantz gelebt, nacht und tag dominirt, pauketirt, gefreßen und gesoffen und mutwillenß über die maßen sich beflißen, also waß sie begerten man ihnen darstellen und hergeben mußen.

Schlimmer wurde es noch, als 1632 schwedische Truppen ins Siegtal einrückten. Graf Ernst zu Sayn-Wittgenstein hatte nämlich den Schwedenkönig Gustav Adolf um Hilfe gebeten, um in den Besitz der Herrschaft Freusburg zu gelangen. Die Soldaten eroberten die Freusburg und unternahmen anschließend Raubzüge in der Umgebung, wie es im vorstehenden Kapitel über die Kirchen schon erwähnt wurde. So wurde auch der Fischbacher Pfarrer Johannes Dinglissen und einige Kirchenälteste in der Freusburg gefangen gehalten, weil sie den Kirchenschatz nicht herausgeben wollten.

Großes Leid und große Not mussten die Einwohner Niederfischbachs ertragen, zumal. im Jahr 1624 und im Jahre 1636 zum zweiten Mal die Pest über das Dorf kam. Von ungefähr 400 Einwohnern starben 130. Doch mit Mut und Gottvertrauen ging man daran, wirtschaftlich gute Verhältnisse wieder herzustellen. Vielleicht sind die Einträge in den Kirchenbüchern ein Beweis dafür, dass es den Menschen besser ging, denn es wurden in den folgenden Jahrzehnten wieder mehr Geburten aufgeschrieben.

Die großen Brände

Kaum hatten sich die Bewohner Niederfischbachs von den Kriegseinwirkungen erholt, brach ein neues Unheil aus. Am 29. Juli 1694 zerstörte ein großer Brand fast das gesamte Kirchspieldorf. Der Sommer des Jahres war besonders heiß und trocken gewesen, die Bäche und fast alle Brunnen waren ausgetrocknet. Als ein Brand in einem Bauernhaus ausbrach, trug der Wind den Funkenregen über das ganze Dorf. An Rettung war nicht zu denken. So brannte das Dorf bis auf fünf Häuser und die Kirche nieder.

Keine hundert Jahre später, im Jahre 1776, brach ein weiterer Großbrand in Niederfischbach aus und zerstörte abermals das Dorf bis auf wenige Häuser. In der Schulchronik der ehemaligen Fischbacher katholischen Volksschule befindet sich die Kopie eines „Grundriß von dem anno 1776 abgebrannten und von anno 1777 bis 1779 wiederum neu aufgebauten Dorffe Fischbach.“ Weiter heißt es dort: “Diejenigen Häuser und Gebäude, welche bey dem unglücklichen Brand sind stehen geblieben, hat man schwarz laviret, die Häuser und Scheunen aber, welche nach diesem Plan wiederrum neu sind aufgebauet worden, rot illuminiret.“

Grundriss des Ortes 1779, nach dem Brand von 1776 wieder aufgebaut.

Von dem Heimatschriftsteller Heinrich Görg wird von einem dritten großen Brand berichtet: „Es war gegen 9 Uhr am 16. August 1885, als in der Scheune des Gastwirts Wilhelm Mockenhaupt am Marktplatz Feuer ausbrach. Der Brand war durch Unvorsichtigkeit eines Viehhändlers entstanden, der einiges Vieh dort für die Nacht untergestellt hatte. Der aufkommende Wind trug den Funkenregen über den Dorfteil, der links der Hauptstraße lag. In den damals noch vorhandenen Strohdächern fanden die Flammen reiche Nahrung. Die Feuerwehren von Freudenberg und Kirchen eilten zwar zur Hilfe, konnten jedoch den Brand nur begrenzen und ein weiteres Umsichgreifen des Feuers verhüten.“

In Anbetracht des großen Unglücks, das über das Dorf hereingebrochen war, „wurde jede Tanzlustbarkeit und jede Ausgelassenheit für die Kirmes- und Markttage, die in der folgenden Woche stattfanden, unterlassen“, schreibt Heinrich Görg.

Das Kreuz an der Hahnseifenstraße wurde 1778 errichtet, nachdem das alte Kreuz auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim großen Brand 1776 zerstört worden war.