Hauberg

Hauberg – eine wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben Niederfischbachs

Die Entstehung des Haubergs

Bevor unsere Siegerländer Schmelz- und Hochöfen mit Steinkohle beschickt wurden, geschah die Verhüttung ausschließlich mit Holzkohle.  Damit der große Bedarf an Holzkohle gedeckt werden konnte, entwickelte sich eine besondere Form der  Niederwaldnutzung, die Haubergswirtschaft. Diese Nutzung des Niederwalds wurde nicht nur den Forderungen der Industrie, sondern auch den Bedürfnissen der Forst- und Landwirtschaft gerecht. So steht die Siegerländer Haubergswirtschaft in der Wirtschaftsgeschichte einzig da.

Das Wort „Hauberg“ ist für unsere Heimat erstmalig verbürgt in einer Urkunde aus dem Jahr 1467. In germanisch-fränkischer Zeit war die Markgenossenschaft die Besitzerin der ganzen Gemarkung, also auch des Waldes. Während aber schon in der Frankenzeit die Ackerflächen, später auch die Weideflächen zu Eigenbesitz geworden waren, blieb der Wald Gemeinbesitz. Bis heute ist der Hauberg Genossenschaftsbesitz.

In Niederfischbach gibt es heute elf Haubergsgenossenschaften: Eicherhof, Heutzberg, Mohl, Oberster Hahnhof, Rauemichsfuhr, Hüttseifen, Wäschenbach, Oberste Otterbach, Unterste Otterbach, Fischbach, Oberasdorf.

Früher war jeder Dorfgenosse Mitglied und Mitbesitzer einer Haubergsgenossenschaft. So viele Häuser der Ort hatte, so viele Anteile erhielt der Hauberg. Wenn um 1600 das Kirchdorf Fischbach 35 Feuerstellen hatte, so war auch der Fischbacher Hauberg in 35 Anteile aufgeteilt.

Die Haubergsgenossenschaft war an eine „Haubergs- und Jahnverfassung“ gebunden. Erstmals im Jahre 1743 und später im Jahre 1802 gaben unsere Landesväter eine recht gute Haubergsordnung heraus, die den Haubergsbetrieb genau regelte. Schließlich erließ im Jahre 1890 sogar Kaiser Wilhelm II. als König von Preußen ein besonderes Gesetz, die „Haubergsordnung für den Kreis Altenkirchen“. Diese ist grundsätzlich auch heute noch gültig. Nachzulesen ist diese Haubergsordnung in: Rolf Lerner, Haubergsgenossenschaften im Kreis Altenkirchen.

Die Arbeit im Hauberg

In einer jährlichen Haubergsversammlung wird festgelegt, welcher Teil des Waldes zu roden ist bzw. welchen Teil der einzelne Genosse zu bearbeiten hat. Wie früher wird zu Beginn des Jahres der Hauberg, der „Han“, in Anteile oder „Johne“ geteilt, nicht wie bis in die 1950-er Jahre für alle Genossen, sondern nur für die Genossen, die in dem Jahr Hauberg schlagen wollen und es beim Haubergsvorsteher angemeldet haben. „Es wird natürlich mit Metern gemessen“, sagt Rüdiger Zöller, selbst Genosse der Haubergsgenossenschaft Eicherhof, „und nicht mehr mit der Gerte“, einem Stock, in den mehrere Füße als Maß eingekerbt waren. Genau vorgeschrieben ist, wie tief dann die Bäume abgesägt werden sollen, damit das Holz wieder ausschlagen kann. Wie schallt doch heute der Lärm der Motorsägen durch unsere Wälder, wenn im Frühjahr der Hauberg geschlagen wird. Niemand muss sich mit Axt und „Häbe“ abmühen.

Der Han wurde nicht gesägt, sondern geschlagen. Das Foto zeigt Bernhard Alzer im Niederfischbacher Hauberg

Mussten die Haubergsgenossen früher unter großer Anstrengung die gefällten Stämme an den Wegrand schleppen, von wo sie mit dem Pferdefuhrwerk abgefahren wurden, ziehen heute meist Traktoren mit Ketten das Holz.

Vieles hat sich bei der Arbeit im Hauberg geändert. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde für die Verhüttung des Eisenerzes Steinkohle aus dem Ruhrgebiet verwendet. Holzkohle aus Haubergholz wurde nicht mehr benötigt, damit erübrigte sich die Köhlerei. Auch Lohegewinnung als Einnahmequelle der Haubergswirtschaft versiegte, als andere Gerbstoffe aus dem Ausland mit der Bahn herangebracht wurden.

Beim Fällen des Haubergs hatte man früher die jungen Eichenstämme stehen gelassen und im Frühjahr, wenn der Saft in den Baum stieg, die Rinde – die Lohe – mit Lohritzer und Lohlöffel vom Stamm abgeschält, getrocknet und in die Gerbereien gefahren. Dort wurde die Lohe zum Gerben von Leder gebraucht. Auch in Fischbacherhütte stand eine Gerberei, das heutige Haus Dietershagen. Beim Umbau zum Wohnhaus wurden im Gartenboden die alten riesigen Gerbfässer gefunden, die immer noch im Boden liegen, berichtet Herbert Dietershagen.

Kurt Moog und Georg Löcherbach lösen mit Lohritzer und Lohschäler die Rinde von den Eichenstämmen

Im ersten und zweiten Weltkrieg blühte dieser Wirtschaftszweig wieder auf, da alle Importe ausfielen. Georg Otterbach, ehemaliger Haubergsvorsteher, erinnert sich noch gut, dass er mit seinem Bruder Rudi Anfang der 1950-er Jahre als Kinder die Lohe mit dem Leiterwagen nach Freudenberg zur Gerberei brachte. Er weiß auch noch, dass in diesen Jahren der gefällte Hauberg genau wie früher gehackt und Winterroggen eingesät wurde. Das Brot aus Haubergsroggen soll von besonderer Güte gewesen sein, zumal wenn es mit Schanzen im „Backes“ gebacken war.

Kornernte im Hauberg, um 1920

Die Zeiten dieser Bewirtschaftung des Haubergs sind vorbei. „Die Eisenbahn brachte in allen Breiten den Aufschwung von Industrie und Handel, für den Hauberg aber nach und nach das Ende dieser Wirtschaftsform“, schreibt Forstdirektor i.R. Rolf Lerner.

Heute wird Hauberg ausschließlich geschlagen, um als Brennholz für gemütliche Wärme zu sorgen statt oder zusätzlich zur Zentralheizung. Darum bleibt heute der Niederwald, anders als früher, etwa 30 Jahre oder länger stehen. Manches Waldstück lässt man sogar auf Empfehlung des Revierförsters zum Hochwald anwachsen.

Die Reiser werden zu Schanzen für den Backes gebunden.

Kohlenmeiler im Hauberg

Vielleicht findet ein aufmerksamer und kundiger Wanderer in unseren Haubergswäldern noch Plätze, wo Gras und Moos nicht so recht wachsen wollen. Das sind alte Meilerplätze, auf denen die Köhler die Holzkohle herstellten, die wie oben erwähnt für die Eisenverhüttung damals unbedingt erforderlich war. Der Hauberg lieferte dafür genügend Holz. Der Köhler schichtete mit großem Können die angefahrenen armdicken Holzstämme im Kreis dicht nebeneinander, nur wenig geneigt auf, wobei er in der Mitte einen „Schornstein“ und am Boden mehrere Luftkanäle ließ. Es entstand ein Holzstapel von etwa 7 bis 10 Meter Durchmesser. Den Stapel deckte er mit Moos und Erde dicht ab. Dann wurde von oben glühende Holzkohle in den Schacht geschüttet, und das Holz konnte im Innern brennen. Tagelang beobachtete der Köhler das Feuer, damit das Holz nicht verbrannte, sondern nur verkohlte. Dann brachte er die Glut zum Erlöschen, und wieder nach Tagen entfernte er die Rasenstücke. Das Gewicht der Kohle betrug nur ein Fünftel des Holzgewichtes. Nun konnte die Holzkohle zur Weiterverarbeitung zu den Hütten gebracht werden.

Kohlenmeiler im Hauberg