Entwicklung nach 1945

Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens

Nach der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wuchs in Niederfischbach, genau wie in anderen Gemeinden, der Wunsch nach kommunaler Selbstverwaltung. Man begann unter dem französischen Besatzungsregime demokratische Strukturen aufzubauen. „Eine deutsche Staatsgewalt gab es nicht mehr, und an ihrer Stelle ging die französische Militärregierung … in ihrer Zone an den Aufbau eines demokratischen Staatslebens“, schreibt Lehrer Best in der evangelischen Schulchronik.

So wurde in Niederfischbach Albert Weitz, der 1933 von den Nazis als Bürgermeister abgesetzt worden war, 1945 von den französischen Behörden als Bürgermeister wieder eingesetzt. Er wurde aufgefordert, „zur Erleichterung der Geschäfte des Ortsbürgermeisters einen Gemeinderat aus gut beleumundeten Bürgern zu ernennen.“ Er berief: Josef Köhler, Robert Hundt, Wilhelm Haak, Carl Stahl, Albinus Otterbach, Albert Hof, Hubert Brenner, Emil Brenner.

Das Interesse der Bevölkerung an Politik und die Bereitschaft, in einem Rechtsstaat demokratische Verantwortung zu übernehmen, wurde größer. In unserer Gemeinde trafen sich deshalb im Februar 1946 zehn Männer in der Wohnung von Robert Schlechtimger und gründeten den SPD-Ortsverein mit Karl Pagnia als erstem Vorsitzenden. Am 11. März 1946 wurde im Gasthof Alfons Jung der Ortsverband der Christlich Demokratischen Partei (CDP) Niederfischbach, die spätere CDU, gegründet, und Ferdinand Buchen zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Auch in der damaligen Gemeinde Hüttseifen bildeten sich Ortsvereine der Parteien. Unterlagen darüber gibt es keine, auch nicht über die erste Gemeinderatswahl nach dem Krieg am 15.9.1946. Aus vorliegenden Gemeinderatsbeschlussbüchern ist aber zu ersehen, dass Josef Löhr, CDP, der erste Bürgermeister war und bei der nächsten Wahl am 14.11.1948 wiedergewählt wurde. Das Bürgermeisteramt übernahm nach der Wahl am 3.12.1956 Willi Bähner, er bekleidete es bis zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden im Jahr 1969.

Lehrer Best hat in der evangelischen Schulchronik die Ergebnisse der ersten Gemeinderatswahl von Niederfischbach festgehalten: Die SPD erhielt 517 Stimmen, die CDU 418 und eine parteilose Liste 178 Stimmen. Bürgermeister wurde Karl Pagnia. Bei der Wahl am 14.11.1948 erhielt die CDU die Mehrheit. Bürgermeister wurde Josef Müller bis 1964. Auf ihn folgte Karl-Heinz Schmidt und 1979 Gerd Solbach, beide CDU. 1984 übernahm Ewald Heckner SPD für 15 Jahre das Bürgermeisteramt, das seit 1999 Matthias Otterbach, CDU, innehat.

Politisches Engagement zeichnete einige Niederfischbacher besonders aus: Rudolf Müller, CDU, gehörte von 1969 bis 1972 dem Bundestag an, Franz Schwarz, SPD, war von 1987 bis 2006 Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags, Dr. Josef Rosenbauer war von 1996 bis 2011 CDU-Abgeordneter im Landtag. Von 2007 bis 2011 hatte Rosenbauer auch Adas Amt des Generalsekretärs der CDU Rheinland-Pfalz inne.

Alois Kreidt, der letzte „Ausscheller“ Niederfischbachs

„Mir blejwen all hee“, soll Alois Kreidt, genannt Kreidts Wies, im April 1945 gesagt haben, und so Niederfischbacher Bürger von der Ausquartierung vor dem Einmarsch der Amerikaner verschont haben. Alois Kreidt war 40 Jahre als Gemeindeangestellter tätig mit verschiedenen Aufgaben. Dazu gehörte auch das Bekanntmachen von amtlichen Mitteilungen mit der Ortsschelle. An seinem 70. Geburtstag am 23. November 1971 würdigte die Siegener Zeitung seine Verdienste.

„Die Gemeindeverwaltung gibt bekannt…“

Aus zwei Gemeinden wird eine Gemeinde

Das Land Rheinland-Pfalz hatte 1969 das Vierte Verwaltungsvereinfachungs-gesetz verabschiedet. Darin wurde u.a. die Auflösung der beiden Gemeinden Niederfischbach und Hüttseifen und der Zusammenschluss mit dem Ortsteil Oberasdorf der Gemeinde Harbach zu einer neuen Gemeinde beschlossen. Nach zähen Verhandlungen in den Gemeindevertretungen schlossen die drei Gemeinden einen „Auseinandersetzungsvertrag“. In dem heißt es: „Die aus den aufgelösten Gemeinden Niederfischbach, Hüttseifen und dem Ortsteil Oberasdorf der Gemeinde Harbach neuzubildende Gemeinde erhält den Namen ‚Niederfischbach’. Mit der Neubildung der Gemeinde Niederfischbach führen folgende Ortsteile eine eigene Bezeichnung: 1. Fischbacherhütte, 2. Hüttseifen, 3. Hahnhof, 4. Oberasdorf, 5. Eicherhof, 6. Wüstseifen, 7. Tüschebachsmühle, 8. Glücksbrunnen, 9. Altenthal, 10. Langenbach, 11. Junkernthal.“

Außerdem wurden in dem Vertrag die Rechte und Pflichten der aufgelösten Gemeinden sowie des Ortsteils Oberasdorf von der neuen Gemeinde Niederfischbach übernommen und vertraglich festgelegt. Der neue Gemeinderat wählte Karl-Heinz Schmidt zum Bürgermeister.

Das Gemeindebüro der alten Gemeinde Niederfischbach in der Hahnseifenstraße wurde nun auch Anlaufstelle für die neue Gemeinde. Es blieb dort bis 2009, als die Gemeindeverwaltung in das Grundschulgebäude in Fischbacherhütte einzog

Das Gemeindebüro in der Grundschule in Fischbacherhütte mit dem Anbau aus den 1960-er Jahren, der Turnhalle und dem kommunalen Kindergarten

Aus dem Kirchdorf Niederfischbach mit 36 „Rauchen“ (Häusern) im 17. Jahrhundert entwickelte sich eine Gemeinde mit 4826 Einwohnern im Jahre 2006. Die Einwohnerzahl ist seitdem leicht rückläufig. Zum 31.12.2009 betrug sie 4653.

Ortsteil Hüttseifen und Langenbach
Ortsteil Oberasdorf
Ortsteil Hahnhof mit Industriegebiet Krumme Au