„Es ist einfach schön“

Hiltrud und Viktor Lautwein feiern ihre Eiserne Hochzeit

hre Eiserne Hochzeit können Hiltrud und Viktor Lautwein aus Niederfischbach feiern. Begangen wird der besondere Tag gemeinsam mit der großen Familie. Foto: nb

nb Niederfischbach. „Das war schon ein Ereignis.“ So dürften wohl (hoffentlich) die meisten Paare über ihre Hochzeit urteilen. Aber im Fall von Hiltrud und Viktor Lautwein ist der Satz schon fast eine Untertreibung.

Am 8. September 1954 gingen in der katholischen Kirche in Altenahr nämlich gleich drei Mädchen der Familie Kutscher mit ihren jeweiligen Auserwählten den Bund der Ehe ein. Folglich zeigen die Fotos von damals teils regelrechte Volksfeststimmung und das Ehepaar Lautwein erinnert sich: „Da war ganz Altenahr auf den Beinen“. Unter den Gästen auch: eine ganze Busladung voller „Föschber“ – aber dazu später mehr.

Wer jetzt nachrechnet, weiß: Im Hause Lautwein in Niederfischbach wird am morgigen Sonntag eiserne Hochzeit gefeiert – 65 Jahre sind die beiden nun verheiratet. Und wer das Paar erlebt, der spürt die Zuneigung, die besondere Verbindung der beiden.

Das Paar stammt aus dem Ahrtal. Hiltrud Lautwein geb. Kutscher, aus Altenahr, Viktor Lautwein aus Mayschoß. Die heute 89-Jährige hat den Beruf der Kindergärtnerin in Vallendar gelernt, ihr Mann Schlosser in Ahrweiler. Und die Zugfahrten zur Ausbildungsstätte absolvierte er stets gemeinsam mit der Zwillingsschwester von Hiltrud und so lernte er schließlich auch seine zukünftige Frau kennen.

Elf Geschwister hatte Hiltrud – und doch wurde Viktor für seine zukünftige Schwiegermutter ein gutes Stück zum „Ersatzsohn“. Das erzählt der 88-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln und dennoch: Das Ganze hat einen traurigen Hintergrund. Vier Jungs der Familie Kutscher sind im Krieg gefallen, einer von ihnen, gerade einmal 17 Jahre alt, in Niederfischbach. Sein dortiges Grab besuchte die Familie öfter, zunächst waren die Kontakte ins Asdorftal also eher trauriger Natur. Doch das sollte sich ändern: Eine von Hiltruds Schwestern lernte einen „Föschber“ kennen und lieben. Das Pärchen war eines der drei bei der legendären Hochzeit am 8. September 1954 und so erklärt sich denn auch, warum ein kompletter Bus voller Gäste aus Niederfischbach nach Altenahr reiste.

Doch zurück zu Hiltrud und Viktor. Die verschlug es schon bald nach der Hochzeit, 1955, dann auch an die Asdorf. Dies hatte aber vor allem berufliche Gründe. Denn schließlich wachsen im Ahrtal zwar leckere Trauben, aber viele Industriebetriebe gibt es nicht.

Schlosser Viktor Lautwein, der inzwischen sogar seinen Meisterbrief in der Tasche hatte, fand Arbeit in einem Unternehmen in Freudenberg. Seine Frau wiederum wurde ein wenig zu einer Niederfischbacher Berühmtheit. Von 1966 bis 1990 war sie Leiterin der kath. Kita. Ganze Generationen des Ortes kennen sie also als Erzieherin.

Überhaupt: Schnell hat sich das Paar in der neuen Heimat eingelebt. Fühlte und fühlt sich dort „pudelwohl“, wie es mit Überzeugung sagt. 1959 entstand, vor allem in Eigenleistung, das eigene Haus am Hüttseifer Weg. Hier wuchsen auch die vier Kinder auf.

Viele Freundschaften entstanden im Ort. So zu Gertrud und Manfred Schlechtriemen, mit denen das Ehepaar Lautwein zahlreiche Reisen unternahm – bis nach China oder Mexiko.

Viktor Lautwein war außerdem viele Jahre Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, und zeitweilig, das erzählt er wieder mit seinem typischen Humor, „ehrenamtlicher Hausmeister im Kindergarten“.

Sich gegenseitig vertrauen, füreinander da sein – auch in schwierigen Zeiten–, füreinander einstehen: das sehen die beiden als gutes Rezept für eine lange Beziehung.

Die eiserne Hochzeit, sie wird natürlich gebührend gefeiert – am morgigen Sonntag, mit der ganzen Familie. Zu der gehören inzwischen acht Enkel und neun Urenkel (das zehnte ist unterwegs). Und nicht nur das meinen Hiltrud und Viktor Lautwein, wenn sie lächelnd sagen: „Es ist einfach schön.“

Quelle/Autorin: Siegener Zeitung Nadine Buderath