Kleine „Nüsse“ – große Gefahr

Erdnussallergie kann bei Kindern lebensgefährlich werden

Ein bis zwei Prozent der Kinder sind von einer Erdnussallergie betroffen. Schon geringste Spuren können einen Allergieschock auslösen. Foto: AOK/colourbox/hfr.


Kribbelnde Lippen, Atembeschwerden, Ausschlag oder plötzlicher Durchfall – manchmal reicht bereits eine winzige Menge Erdnuss, um bei einem Kind schwerste allergische Reaktionen auszulösen. Im schlimmsten Fall droht ein anaphylaktischer Schock. Ein Szenario, das viele Eltern in Angst versetzt. „Bei Verdacht auf einen anaphylaktischen Schock sollten Eltern sofort den Notruf 112 wählen“, betont Dirk Schneider, AOK-Serviceregionsleiter.

Nach Angaben der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) sind in Industrieländern rund ein bis zwei Prozent der Kinder von einer Erdnussallergie betroffen. Sie zählt zu den häufigsten Lebensmittelallergien und kann bereits im Kleinkindalter auftreten.

Wenn der Körper überreagiert

Bei einer Lebensmittelallergie stuft das Immunsystem eigentlich harmlose Substanzen als Bedrohung ein und reagiert über. Die Erdnussallergie gehört zu den Typ-I-Allergien: Nach einem ersten, meist unbemerkten Kontakt mit dem Allergen—der sogenannten Sensibilisierung—kann es beim erneuten Kontakt zu teils dramatischen Symptomen kommen. Schon minimale Mengen können innerhalb von Sekunden Atemnot, Blutdruckabfall oder einen Kreislaufschock auslösen. Häufig begleitet die Allergie Betroffene ein Leben lang. Zudem entwickeln etwa die Hälfte der Kinder mit Lebensmittelallergien später Asthma oder allergischen Schnupfen.

„Bei Verdacht auf eine Lebensmittelallergie sollten Eltern mit ihrem Kind unbedingt eine pädiatrische Praxis aufsuchen, idealerweise mit Spezialisierung auf Allergologie“, empfiehlt Schneider.

Andere Nüsse meist unproblematisch

Steht die Diagnose fest, gilt: erdnusshaltige Lebensmittel strikt meiden. Andere Nusssorten wie Hasel- oder Walnüsse werden dagegen in der Regel vertragen. Beim Einkauf hilft ein Blick auf die Zutatenlisten. Die EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) verpflichtet Hersteller, die 14 wichtigsten Allergene gut sichtbar zu kennzeichnen – sowohl auf verpackten Produkten als auch bei loser Ware in Bäckereien, an Bedientheken oder in Restaurants.

Alltagstipps für zuhause

In Haushalten mit kleinen Kindern empfiehlt es sich, potenziell gefährliche Lebensmittel vollständig zu entfernen. Später sollten erdnusshaltige Produkte klar getrennt und idealerweise gekennzeichnet gelagert werden – zum Beispiel mit einem grünen Punkt für sichere und einem roten für verbotene Lebensmittel. Um Kontaminationen zu vermeiden, sind separate Schneidbretter, Messer und Gläser sinnvoll, da selbst geringe Spuren der Hülsenfrucht schwere Reaktionen auslösen können.

Unverzichtbar ist ein Notfallset, das die notwendigen Medikamente für den Fall einer anaphylaktischen Reaktion enthält – und stets griffbereit sein sollte.

Weitere Informationen bietet das AOK-Gesundheitsmagazin unter aok.de in der Rubrik Körper & Psyche.

Quelle: AOKNordWest