Geplanter Netto stößt in Föschbe auf Skepsis

Gleich gegenüber vom Gemeindebüro in Neiderfischbach, auf einem Teil des Geländes der Firma MeBu an der Industriestraße, soll ab Frühjahr ein Nettomarkt seine Türen öffnen. Die Geschäftswelt ist darüber wenig erfreut. Foto: Markus Döring

Lokales

In Niederfischbach entsteht auf dem Gelände der Firma MeBu ein weiterer Discounter: Belasteter Boden verzögert den Baustart

Niederfischbach. Im Frühjahr 2019 soll in Niederfischbach ein weiterer Discounter seine Pforten öffnen. Auf einem Teil des Firmengeländes von Mertens & Buchen (MeBu), gleich gegenüber vom Gemeindebüro des Ortes, entsteht demnächst ein neuer Nettomarkt. Das trifft auf einige Skepsis in der Asdorftalgemeinde, besonders bei der Geschäftswelt. Da ist man der Meinung, dass man mit einem Edeka und einem Penny bereits gut versorgt ist. Eigentlich indes sollte der Netto schon stehen, doch der Bau hat sich immer wieder verzögert. Vor allem müssen erst mal Altlasten im Boden entsorgt werden.

Bis Ende 2017 standen auf dem Areal, auf dem zurzeit nur Schutt- und Schotterberge zu sehen sind, vier große Produktionshallen der im Jahr 2016 in die Insolvenz gegangenen Firma Mertens & Buchen GmbH. Es wurde ein neues Unternehmen mit zehn Mitarbeitern gegründet: MeBu CNC-Zerspanung GmbH – Hubert Buchen ist hier ebenso Geschäftsführer wie Theobald Mertens; die beiden leiteten auch bereits die Vorgängerfirma.

Im Frühjahr verkaufte das Unternehmen laut Hubert Buchen zwei der vier Hallen – ohne das Grundstück, auf dem sie stehen – an eine polnische Firma, die an dem Stahlgerüst samt den dazu gehörenden Brückenkränen interessiert war. „Die haben die Hallen abreißen lassen“, berichtet Buchen im RZ-Gespräch, „so wie es im Kaufvertrag abgemacht war. Eine der Hallen ist in der Region geblieben und in den Raum Friesenhagen gegangen, wo sie wieder aufgestellt werden soll. Der Rest von Stahl und Maschinen ging nach Polen.“

Auf dem frei gewordenen Gelände werde jetzt „das Grundstück vorbereitet“ für den Bau des Netto-Supermarkts samt einem großen Parkplatz, sagt Buchen. „Das Gelände wird verkauft an einen Investor, der dann das Marktgebäude mit allem drum und dran errichtet und an die Nettokette vermietet“, erklärt der Geschäftsmann das weitere Prozedere.

Erst aber müssen Schutt, Trümmer und die alte Bodenplatte entfernt und „teilweise entsorgt“ werden – so etwa die alten Bimssteine, die laut Buchen in einen Recyclinghof gebracht werden. „Und die Bodenplatte wird vor Ort zermahlen und der Schutt als Schotter wieder als Untergrund für das Netto-Fundament eingebaut.“

Nach Jahren der Arbeit des Industriebetriebs wurde der Boden offenbar durch allerlei Hinterlassenschaften kontaminiert: „Da, wo Maschinen standen“, erklärt Buchen, „da ist punktuell auch mal Öl hinterlassen worden. An diesen Stellen wird der Boden nun abgebaggert und fachgerecht entsorgt.“ Durch die vorweg gegangenen, gesetzlich vorgeschriebenen Bodenuntersuchungen habe sich das Nettoprojekt verzögert. „Dazu sind noch Baugrunduntersuchungen statischer Art gekommen und vieles mehr, was eben sonst für eine Baugenehmigung in einem Gewerbegebiet nötig ist. Davor gab es die übliche Bauvoranfrage im Ortsgemeinderat und weitere sehr zeitintensive Schritte beim Weg durch die Verwaltungen. Der Markt sollte eigentlich schon im November eröffnet werden. Jetzt dauert das voraussichtlich noch bis ins Frühjahr.“ Dass der Netto kommt, daran besteht also offenbar kein Zweifel.

Edeka-Geschäftsführerin Britta Zöller klingt nicht erfreut: „Wir hätten uns für den Ort Niederfischbach einen anderen, attraktiven Markt gewünscht – zum Beispiel Mode, Schuhe oder Fachgeschäfte – denn drei Lebensmittelmärkte braucht bei unserer Einwohnerzahl kein Mensch. Zumal ja auch noch andere Discounter im nahen Umfeld ansässig sind. Wir sind froh, einem so starken Partner wie der Edeka anzugehören, der uns selbstständigen Einzelhändlern den Rücken stärkt und marktführend ist. Ansonsten könnten wir kaum etwas gegen Filialbetriebe wie Netto oder Aldi ausrichten und hätten als kaum Überlebenschancen. Netto gehört zwar zur Edeka-Discount-Gruppe, hat aber mit dem Edeka-Verbrauchermarkt nichts zu tun.“

Hartnäckig halten sich in der Region übrigens Gerüchte, dass sich der Nettomarkt deshalb in Niederfischbach ansiedelt, weil die Nettofiliale am Kirchener Südknoten nicht recht laufe und dicht gemacht werden soll. Der Besitzer des Gebäudes in Kirchen ist bekanntlich Uwe Peter (EP Peter), und die Gerüchteküche will wissen, dass Peter mit seinem Elektronic-Geschäft in den Kirchener Netto einziehen will, weil der Mietvertrag mit Netto demnächst abläuft. Schon vor Monaten stellte die Rhein-Zeitung hierzu allerdings fest: Kein Wort davon ist wahr. Auch jetzt bestätigte Uwe Peter auf Anfrage: „Das ist alles Blödsinn. Der Netto in Kirchen läuft gut, und wir wollen mit EP in unseren bisherigen Geschäftsräumen bleiben. An diesen Gerüchten ist kein Fünkchen Wahrheit dran.“

Geschäftswelt nicht gerade erfreut über den neuen Markt

Gerd Braas ist der Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Niederfischbach, also der Gewerbetreibenden im Ort. „Der Tenor bei uns ist“, sagt er, „dass wir in punkto Discounter im Ort bereits gut aufgestellt sind und eigentlich keinen weiteren brauchen – nicht zuletzt auch, weil zum Beispiel unser Edeka von der Inhaberin geführt wird, einer Niederfischbacherin. Andererseits zeigt uns das Engagement des Investors auf dem MeBu-Gelände, dass unsere Kommune immer noch attraktiv für Investoren ist.“ Die Netto-Discounterkette verfügt laut Wikipedia im Jahr 2018 über 4200 Filialen deutschlandweit und ist nach Aldi und Lidl der drittgrößte Discounter in der Bundesrepublik . Netto ist übrigens eine Tochter von Edeka . Kein Wunder, dass zu hören ist, dass man bei Edeka nicht gerade Hurra gerufen hat, als die Nettopläne bekannt wurden. Es gibt Bürger, die meinen, dass der Ortsgemeinderat den neuen Discounter hätte verhindern können/müssen. Das stimmt nicht, sagt Gerd Braas: Das Grundstück war im Privatbesitz und ist auf normalen Gesetzeswegen verkauft worden. Auch die Marktansiedlung läuft über normale Behördenwege. Die Gemeinde habe hier keinerlei „Aktien“ im Spiel.

Der Vollständigkeit halber: Neben Edeka gibt es im Dorf noch den Pennymarkt neben der Firma Wurth . Er wurde auf den Wiesen des Wasservereins Eicherhof gebaut – einem Retentionsraum für Hochwasser, der nun versiegelt ist.

Autor: Peter Seel
RZ Kreis Altenkirchen vom Samstag, 3. November 2018, Seite 27