Franz Schwarz verstorben

So werden die Menschen Franz Schwarz in Erinnerung behalten. Archivfoto: thor

Tod eines Aufrechten

Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete und Gewerkschafter starb am Sonntag mit 76 Jahren.

„Nein, ich will euch noch nicht verlassen. Doch mich mit der Endlichkeit zu befassen, wird für mich so langsam Zeit.“ Wer mag es wissen, wie oft und ob überhaupt Franz Schwarz in den vergangenen Jahren diese Liedzeilen des von ihm so sehr geschätzten Hannes Wader gehört hat. Nein, verlassen wollte er diese Welt, seine Familie, seine Freunde, sein Siegerland noch lange nicht – nun aber ist es doch geschehen. Der langjährige SPD-Landtagsabgeordnete und DGB-Funktionär aus Niederfischbach ist am Sonntag Morgen im Alter von 76 Jahren an den Folgen seiner schweren Erkrankung gestorben. Die Trauer über seinen Tod kennt weder geografische noch politische Grenzen.

Vorbild für die Unbeugsamen
Mit Franz Schwarz ist einer der wahren Aufrechten gegangen, ein Vorbild für all die, die sich nicht verbiegen lassen (egal ob in Politik oder Gesellschaft), deren Rückgrat – wenn sie denn scheiden – immer noch kerzengerade ist. Sich selbst und seinen Überzeugungen ist er bis zuletzt treu geblieben. Dem Tod, der in den vergangenen Jahren schon manches Mal sachte angeklopft hatte, ist er dabei mit einem Kampfeswillen begegnet, als wäre er noch mitten in einer Tarifauseinandersetzung.

Die SPD im Kreis geprägt
Beim SPD-Kreisvorsitzenden Andreas Hundhausen war der Bundesparteitag seiner Partei schlagartig in den Hintergrund gerückt. Dies sei ohne Frage ein tieftrauriger Tag für die Sozialdemokratie: „Franz Schwarz hat über Jahrzehnte hinweg die SPD im Kreis geprägt.“ Was von ihm bleiben werde, sei sein Geradlinigkeit und „dass man für seine Heimat kämpfen sollte“, sagte Hundhausen. Er wisse nicht, wo manches Unternehmen bzw. mancher Arbeitnehmer ohne den Einsatz von Franz Schwarz heute stehen würde.

Das berühmte „offene Visier“
In der Tat war es sein Lebenswerk, für die „abhängig Beschäftigten“ zu streiten. Um deren Interessen durchzusetzen, war ihm fast jedes Mittel recht. Egal ob in seinen fast 19 Jahren im Landtag oder als hauptamtlicher DGB-Vorsitzender im Kreis: Wenn er auf Seiten der Arbeitgeber oder auch des politischen Gegners ein Unrecht witterte, wurde aus dem gerollten Siegerländer „R“ ein Donnergrollen. „Mit offenem Visier in die feindliche Kavallerie“: Niemand hat es je besser ausgedrückt als der frühere SPD-Fraktionschef Joachim Mertes. Und ja: Franz Schwarz konnte verletzten – genauso gut konnte er aber auch später die Hand zur Versöhnung ausstrecken.

Mut und Standhaftigkeit gefordert
Der große Bericht, den die SZ vor knapp zwei Jahren zu seinem 75. Geburtstag veröffentlichte, liest sich nunmehr fast wie sein Vermächtnis. Bis zuletzt hat Schwarz Anteil an der großen und kleinen Politik genommen und die Genossen zu mehr Mut und Standhaftigkeit aufgerufen. Dabei prangerte er aber stets auch Fehlentwicklungen in den eigenen Reihen an.

Eine letzte Rundmail
In seiner letzten Rundmail hatte Schwarz sich ausdrücklich darüber gefreut, dass die SPD in der Verbandsgemeinde Kirchen mit Angelika Buske eine eigene Kandidatin ins Rennen um das Bürgermeisteramt schicken wird. Nichts anderes könne der Anspruch sein.

„Passt auf euch auf“
„Passt auf euch auf“: So beendete er zuletzt alle seine Mails und Telefonate. Auch an diese Worte sollte man sich stets erinnern, wenn man künftig an ihn denkt. Aufpassen auf Franz Schwarz müssen jetzt andere: Denn sollte der Niederfischbacher feststellen, dass die Engel ohne Tarifvertrag arbeiten, ist es mit der himmlischen Ruhe erst einmal vorbei. Und wenn das erledigt ist, wird vermutlich eine Wolkenolympiade organisiert.

Quelle/Autor: Siegener Zeitung – Thorsten Stahl