„Nie wieder – ist jetzt“
Unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ führte der SPD-Ortsverein Niederfischbach am 17. November eine Gedenkveranstaltung durch. Während in den vergangenen Jahren Gedenkorte wie die Soldatengräber auf dem Giebelwald oder das Friedenskreuz im Wittumhof besucht wurden, entschied sich der Ortsverein in diesem Jahr für das Aktive Museum Südwestfalen (AMS). Hier stand die Wanderausstellung „Die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde“ der Berliner Gedenkstätte Topographie des Terrors im Fokus.
Traute Fries, Mitbegründerin und Ehrenvorsitzende des AMS, leitete die Veranstaltung mit einer fundierten Einführung ein. In ihrem Vortrag beleuchtete sie insbesondere die „Opfer und Täter der Krankenmorde im Raum Siegen-Wittgenstein“. Im Anschluss erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ausstellung eigenständig und setzten dabei individuelle Schwerpunkte.
Besonders bewegten die Schicksale jüdischer Kinder wie Anna Lehnkering, die laut Berichten „ein liebes Kind war, dem jedoch das Lernen schwerfiel“. Sie wurde als „erbkrank“ eingestuft, zwangssterilisiert und schließlich ermordet. Ähnlich tragisch war das Schicksal von Oswald Breitenbach, einem Schüler aus Obersetzen. Wegen wiederholter Erkrankungen und Lernschwierigkeiten galt er später als „zu keiner Beschäftigung fähig“ und wurde getötet – wie auch Lina Althaus aus Weidenau. Mary Pünjer, ebenfalls Jüdin, wurde in ein Konzentrationslager gebracht, weil sie angeblich eine Frau geküsst hatte. Auch sie überlebte nicht.
Erschüttert von den Eindrücken verfasste Bernd Becker, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Niederfischbach, einen Eintrag ins Gästebuch des Museums. Darin mahnte er: „Bewahren Sie das Gedenken und Erinnern und tragen es bitte aus diesen Mauern hinaus in die Gesellschaft, denn das brandgefährliche Vergessen greift gerade wieder erschreckend stark um sich!“
Die Botschaft „Nie wieder – ist jetzt“ prangte nicht nur bei zahlreichen Demonstrationen gegen rechtsextreme Einflüsse, sondern drängte sich auch bei diesem Besuch im AMS auf. Die Parallelen zu aktuellen Entwicklungen, bei denen radikale Einstellungen und Hetzparolen zunehmend gesellschaftliche Akzeptanz finden, waren unübersehbar. Der SPD-Ortsverein Niederfischbach zeigt sich angesichts dieser Tendenzen und der jüngsten Landtagswahlen, der bevorstehenden Bundestagswahlen sowie der weltpolitischen Lage zutiefst besorgt. Er ruft dazu auf, sich aktiv mit den dunklen Kapiteln deutscher Geschichte auseinanderzusetzen, den Opfern zu gedenken und Hass sowie Hetze entschlossen entgegenzutreten, so die Pressemeldung der SPD Niederfischbach.